Gestern Superheld*in – heute Kostenfaktor? Zweitägiger Streik am Uniklinikum Essen

Pressemitteilung vom 22.11.2023

Die Gewerkschaft ver.di verhandelt aktuell mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder über die Gehälter der 1,2 Millionen Landesbeschäftigten. Sie fordert 10,5%, mindestens 500 Euro mehr Gehalt, 200 Euro mehr für Azubis und deren unbefristete Übernahme. Zwei Verhandlungsrunden endeten ohne ein Angebot der Arbeitgeber.
Die Forderung der Gewerkschaft lehnt die Verhandlugskommission der TdL umfassend ab: die Kassen seien leer, es sei nicht Aufgabe der Arbeitgeber, die Inflation auszugleichen, die Forderungen seien überzogen.

„Wir erleben seit Jahren Reallohnverluste. Gerade für die unteren Lohngruppen bedeutet das, dass der Monat oft länger ist als das Gehalt,“ erklärt Jonas Schwabedissen, Intensivpfleger und ver.di-Vertrauensleutesprecher an der Uniklinik Essen. „Die Kolleg*innen sind sauer. Sie wurden in der Pandemie beklatscht und erleben jetzt, dass die Arbeitgeber Applaus offenbar für die neue Leitwährung in den Sozialbetrieben hält. Applaus zahlt keine Miete, kein Benzin oder Lebensmittel!“ Die verantwortlichen Politiker*innen hätten offenbar noch nicht verstanden, dass in den Kliniken die Personalflucht massiv sei – auch wegen der Gehälter, die in den kommunalen und kirchlichen Häusern höher sind. „Gerade in der Pflege gehen viele in die Leiharbeit. Dort gibt es mehr Geld und verlässliche Arbeitszeiten,“ ergänzt der Gesundheits- und Krankenpfleger.

„Den Zorn der Beschäftigten erlebe ich deutlich an den Streikzahlen. Wir konnten in den letzten Streiktagen an den Unikliniken in NRW bis zu 2000 Streikende zählen. Das ist mit Blick auf die extrem dünne Personaldecke sehr viel. An allen Klinken stellen die Beschäftigten den Notdienst sicher. Die Besetzungen sind teilweise kaum niedriger als im Alltag, viele Beschäftigte sind gerade krank, beschreibt Bernt Kamin-Seggewies, stellvertretender ver.di-Bezirksgeschäftsführer in Essen.
„Wenn ich mir das angucke, dann mache ich mir wirklich Sorgen um die Zukunft der Versorgung von kranken Menschen in diesem Land. Die Haltung der Arbeitgeber ist mir ein Rätsel.“

ver.di ruft für den 23. und 24. November die Beschäftigten der Uniklinik bundesweit in den Streik. In Essen gibt es am Donnerstag eine Veranstaltung mit dem Sozialwissenschaftler Heiner Dribbusch, der sich seit Jahren mit dem Thema Streik und Tarifpolitik beschäftigt. Die Veranstaltung wird online übertragen und kann ab 10.15 Uhr unter diesem Link verfolgt werden:
https://uni-due.zoom.us/j/66537987978?pwd=VTFDbGJhdGxW-NEFEQ1poQi85UWZmQT09#success

Kontakt: Katharina Schwabedissen 0151 25960712 (Gewerkschaftssekretärin)

 

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